Auftaktveranstaltung der Reihe "Freude an Gott" mit der Äbtissin von Engelthal
„Wie ist das mit den Psalmen? Kann man die wirklich noch beten? Warum bleiben sie im Kloster und gehen nicht „an die Ränder“, wie es Papst Franziskus fordert? Wie ist das Leben im Kloster Engelthal?“ Frage denen sich Mutter Elisabeth, die Äbtissin des Kloster Engelthal, stelle und aus ihrem Glauben heraus beantwortete.
20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zum Auftakt der ökumenischen Reihe der ACK Wetterau am 29. September in das "Alte Refektorium" nach Engelthal gekommen, um sich mit der Spiritualität des heiligen Benedikt von Nursia zu konfrontieren.
Es ist (mir) in einem Internetartikel nicht möglich, die ganze Bandbreite und Tiefe der Anliegen Benedikts zusammenzufassen, geschweige denn die Lebendigkeit des Gesprächs und den authentischen Glauben von Mutter Elisabeth. Sie müssen bei einem möglichen nächsten Mal einfach selbst kommen. Hier soll ein zentraler und zeitloser Gedanken genügen: „Ora et labora“, „Bete und arbeite“.
Nach der Regel Benedikts gibt es in Engelthal täglich 4-5 Gebetszeiten, die eine zentrale Rolle im Tagesablauf spielen. Wenn die Glocke ruft, soll man alles stehen und liegen lasse (in heutiger Sprache ausgedrückt) und zum Gebet kommen. Das Gebet sorgt für eine Unterbrechung des Alltags, man richtet sich an Gott aus und merkt, ob das, was einen gerade ärgert oder freut, wirklich so wichtig ist.
Aber ein Benediktinerinnenkloster ist keine reine Gebetsgemeinschaft, die auf Kosten anderer lebt, sondern sie müssen ihren Lebensunterhalt selbst erwirtschaften. In Engelthal geschieht dies neben dem eigenen Garten vor allem über die Restaurationswerkstatt und das Gästehaus.
Hier zeigt sich die Ausgewogenheit der Regel Benedikts am augenfälligsten. Das Gebet unterbricht den Alltag und richtet den/die Beter/in neu an Gott aus. Die Arbeit, der Alltag, sorgt für die nötige Bodenhaftung und verhindert, dass man sich in weltfremden geistigen Höhen verliert.
Nach diesem Gespräch besuchte die Gruppe das Abendgebet, die sogenannte Vesper, des Kloster. Im anschließenden Gespräch über die Bedeutung aber auch die Schwierigkeiten des Psalmengebets gingen der Nachmittag und Abend zu Ende.
Es war die erste Veranstaltung in der Reihe der ACK Wetterau „Freude an Gott- Spiritualität in der Wetterau erleben“ und sie hat alles gehalten, was sich die ACK davon versprochen hat. Die Teilnehmerinnen konnten sich ein Bild von dem machen, was Freude an Gott für Benediktinerinnen bedeutet. Die wenigsten werden jetzt in das Kloster eintreten, aber alle bekamen Anregungen für das eigene Glaubensleben.
Engelthal feierte in diesem Jahr 750-jährige Gründung als Zisterzienserinnenkloster, das von den Rittern von Buches und Karben gestiftet wurde. Ein massiver Einschnitt war die Zerstörung des Klosters 1622 im Dreißigjährigen Krieg. Über 40 Jahre später fanden die vertriebenen Schwestern die Kraft, das Kloster wieder auf den alten Grundmauern im spätbarocken Stil aufzubauen. In dieser Zeit erhielt es im Wesentlichen seine heutige Gestalt. Durch die Säkularisierung 1803 wurde das Kloster aufgelöst und wurde zu einem landwirtschaftlichen Gut. Die Kirche blieb erhalten und wurde für die wenigen Katholiken der Umgebung zur Pfarrkirche. Nach dem II. Weltkrieg nahm die Zahl der Katholiken in der Wetterau zu und es wurde in Altenstadt eine neue Pfarrkirche gebaut. Gleichzeitig bemühte sich der aus Friedberg stammende Mainzer Bischof Albert Stohr um eine Wiederbesiedlung des Kloster Engelthal, weil er auch in diesem Teil des Bistums ein geistliches Zentrum wollte. Dies gelingt seit 1962 als 20 Benediktinerinnen aus Herstelle an der Weser das Kloster neu besiedelten. Seit Januar 2003 leitet Elisabeth Kraleman OSB als 3. Äbtissin das Kloster Engelthal.